Güter sind, wie der Name sagt, wahrscheinlich gut. Warum
sonst würden sie so heissen? Jedenfalls sind Güter, insbesondere wenn wir den
Begriff breit auffassen und Dienstleistungen mitmeinen, wirtschaftlich absolut
zentral. Ein Gut ist gut, weil es nützt. Es nützt den Menschen, die es
konsumieren, so wäre es erst einmal gedacht. Nur leider gibt es paradoxerweise
auch schädliche Güter. Um diese soll er hier gehen.
[Wie kann sich der Mensch vor seinen Schwächen schützen?]
Die erste Kategorie schädlicher Güter ist an sich simpel,
denn sie betrifft schädliche Nebenwirkungen direkt bei den Menschen, welche sie
konsumieren. Giftige Lebensmittel etwa oder Autos, bei denen das Gaspedal
manchmal klemmt. Solche Güter sind in aller Regel staatlich verboten. Die
Ökonomie hat da nichts einzuwenden: Es wäre ineffizient, müssten Konsumenten erst
selbst herauszufinden, welche Lebensmittel allenfalls giftig wären, um in der
Folge auf sie zu verzichten. Es ist so selbstverständlich, dass dies kaum in einem Lehrbuch
erwähnt wird. – Praktisch ist das dann nicht mehr ganz so
selbstverständlich, wenn es etwa um Grenzwerte für Uran
im Mineralwasser oder für Quecksilber
in Fischgerichten geht. Da stehen nämlich Interessen der Industrie gegen
Interessen der Konsumenten. Und wenn auf jedem Rückspiegel stehen muss, dass
Objekte im Spiegel näher sein können als es scheint, fragt man sich, ob die
Regulierung nicht etwas zu weit geht. Das ist nicht simpel, aber doch überschaubar.
Die zweite Kategorie schädlicher Güter sind solche mit „externem
Effekt“. Diese Güter haben Nachteile für Menschen, die weder Konsument noch
Produzent sind, also für zunächst Unbeteiligte. Der Schadstoff oder
CO2-Ausstoss eines Autos könnte darunter fallen, ebenso wie die Lärm-Emission
eines Motorrads. Mit der Ökonomischen Theorie lässt sich wunderbar erklären,
warum der Markt unter diesen Umständen „versagt“, warum aus gesellschaftlicher
Warte zu viel von diesen Gütern produziert und konsumiert wird. Und obendrein
wird noch erklärt was zu tun sei: Definieren von Eigentumsrechten, etwa mit Verschmutzungszertifikaten
oder Einführen von Lenkungsabgaben. Das ist alles in den Lehrbüchern abgehandelt,
erforscht und zumindest in der Theorie abgehakt. – Die Praxis ist allerdings
schwierig, wie es sich an jeder Klimakonferenz zeigt. Und wenn eine mal
erfolgreich ist, wie die letzte, dann zeigen sich die praktischen
Schwierigkeiten umso mehr im Nachgang bei der Umsetzung. Auch das ist nicht simpel, aber es ist ebenfalls
überschaubar.
Die dritte Kategorie hingegen ist wirklich knifflig: Güter,
welche die Konsumenten zunächst nicht schädigen, dann aber sehr wohl bei „übermässigem
Gebrauch“ zu Schäden zuführen. Da wären einmal Zigaretten und Alkohol zu nennen
aber auch fett- und zuckerhaltige Esswaren. Zudem auch Bewegung einsparende
Einrichtungen wie Rolltreppen und Aufzüge. Grundsätzlich gestehen wir allen
Menschen die Freiheit zu, sich selbst zu schädigen. Die Wirtschaftswissenschaft
redet sich als „wertneutral“ heraus, wenn
sie Umsätze in den Märkten für Alkohol, Sex und Drogen ebenso zum
Bruttosozialprodukt zählt wie etwa Möbel oder Kugelschreiber. Die direkt gesundheitsschädigenden Esswaren
sind ja bereits verboten. Warum konsumieren Menschen Esswaren in einer Art,
dass sie sich dabei selbst schädigen, übergewichtig und krank werden?
Die Wirtschaftswissenschaft hat darauf keine schlüssige Antwort.
Sie kann gar keine schlüssige Antwort haben denn sie geht ja von der
Nutzenmaximierung aus: Menschen, die sich selbst schädigen, kann es gar nicht
geben, denn sie sind in der Ökonomie wegdefiniert worden. In der Praxis ist aber mangelnde Selbstdisziplin ein
gewichtiges Problem. Menschen wüssten vielleicht schon, wie sie sich
vernünftigerweise verhalten sollten, aber das dann auch zu tun, gelingt oft
nicht. Die Ökonomie ist folglich ziemlich ungeeignet, die Frage zu beantworten: Wie kann sich der Mensch vor seinen eigenen
Schwächen schützen, ohne dabei seine Freiheit zu verlieren? Sich nur schon
einzugestehen, dass das eine wirklich relevante Frage ist, das wäre schon mal gut.
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