Donnerstag, 14. September 2023

Schlafen

 

(Foto Ihsan Adityawarman)

Obwohl wir es alle jede Nacht höchst persönlich tun, ist es unbekannt und geheimnisvoll, das Schlafen. Wir bekommen es eben nicht so genau mit, weil wir dann bekanntlich nicht wach sind. Ausser, wir können gerade nicht schlafen. Und schon wird es interessant. Schlafprobleme sind weit verbreitet. Und ein Grossteil davon dürfte psychisch sein. Viele sind nächtlich wach, weil sie gestresst sind. Es kann etwas Familiäres sein, aber meist hat es etwas mit der Arbeit zu tun. Mehr als ein Viertel der Erwerbstätigen Bevölkerung in der Schweiz ist chronisch gestresst. In der guten alten Zeit, so habe ich mir sagen lassen, habe man regelmässig ein Mittagsschläfchen gehalten. War das nicht eine gute Idee? Was ist daraus geworden?  Die Corona-Pandemie hat dank Homeoffice nicht nur Millionen von Stunden im Pendelverkehr eingespart, sondern auch Millionen Mittagsschläfchen ermöglicht. Tatsächlich ist die durchschnittliche Stressbelastung in dieser Zeit nicht angestiegen, sondern etwas zurückgegangen. Aber keine Bange, sie erholt sich sicher bald wieder auf das alte Niveau und darüber hinaus. Aber können wir daraus etwas lernen?

Ein Kollege von mir kürzlich eine spannende Diskussion gestartet und gefragt: «Warum kann ich im Homeoffice ein Mittagsschläfchen machen und am Arbeitsplatz nicht?» – Natürlich sind die Räumlichkeiten dazu nicht vorhanden. Aber seine weitere Bemerkung machte mich stutzig: «Ich würde mich nicht zum Entspannen hinlegen, selbst wenn meine Arbeitgeberin wunderbar ausgestattete Wellnesszone anbieten würde. Will ich denn da gesehen werden? Was würden andere von mir denken?» - Eine Kollegin hat darauf ihre Geschichte erzählt: «Ich habe es mir mal am Pult mit dem Kopf auf den verschränkten Armen für ein Mittagsschläfchen einigermassen gemütlich gemacht. Mein Vorgesetzter hat das gesehen und war entsetzt. Ich solle am Abend nicht so lange arbeiten, hat er gemeint und früher ins Bett gehen. Und hat mich ohne eine Erklärung oder Widerrede zu dulden sofort Nachhause geschickt.» Er hat die Fürsorgepflicht des Arbeitgeber ernst genommen, was schön ist, aber er hat sie leider nicht sehr wirkungsvoll umgesetzt. Die Kollegin fühlte sich durch dieses Verhalten jedenfalls nicht fürsorglich behandelt, sondern eher bevormundet. Ein weiterer Kollege hat gemeint, dass er sich nach dem Mittagessen auf das «Stille Örtchen» zurückzieht für den Mittagsschlaf, damit es keiner sieht. Und wenn jemand fragt, wohin er gehe, dann sage er: «Ich gehe kurz ein menschliches Bedürfnis befriedigen.» Und hat damit nicht einmal gelogen. Und musste er dafür auch nicht «Powernap» sagen. - Der Raum fürs Schlafen, scheint also recht knapp zu sein, dort wo wir arbeiten. Und das ist weniger eine Frage der Infrastruktur als des psychologischen Klimas.

Mich hat das an eine Stressphase in meinem Arbeitsleben erinnert. Ich habe mir selbst folgendes verordnet: «Ab 21h keinen Medienkonsum und um 22h Lichterlöschen.» In der Folge habe ich mehr gelesen, mehr musiziert und mehr Abendspaziergänge unternommen - und ich habe noch mehr meditiert als sonst.  Ich bin damit gut gefahren. Ich vermute, mit dem Schlaf ist es ähnlich wie mit dem Glück: Es lässt sich nicht erzwingen, aber einladen lässt es sich schon. Und es lässt sich auch am Arbeitsplatz einladen, wenn man es denn darauf anlegt. – Aber man müsste es wollen. Man müsste es wollen dürfen. Wenn nicht einmal das gelingt: Dann Gute Nacht!

 

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