Donnerstag, 3. November 2022

Ferienmindset



Ferienmindset ist kein Begriff, den es gibt. Ich habe in erfunden. Ich vermute aber, dass es ihn geben sollte. Wir sollten ihn erforschen, wir sollten verstehen was das ist, wie man zu einem Ferienmindset kommt, wie man ihn beibehält und was man alles damit tun kann. Hier folgt, warum.

In einem Gespräch mit einem guten Kollegen ist aufgefallen, dass die Ferien etwas ganz Besonderes mit uns beiden machen: Sie verändern unsere Wahrnehmung. Das wurde deutlich an Dingen, die es in Ferien manchmal gibt, die nicht so erfreulich sind. Der Flug hat Verspätung, der seltsame Bus-Fahrplan gibt mir keine Orientierung, keiner kann mir sagen wo ich ein Ticket für die Strassenbahn erhalte, der Taxifahrer verlangt einen happigen Preis und am Schluss muss ich mein Gepäck trotzdem noch selbst einen halben Kilometer über eine Schotterpiste tragen. Die Hotelküche hat bereits geschossen und so kann ich meinen Hunger nur noch mit einem Imbiss an einer Strassenecke stillen. Ich könnte mich ärgern, aber ich tu’s nicht. Ich lasse mich aufs viel zu weiche Hotelbett fallen und bin zufrieden, dass ich hier bin. - Ist das nicht seltsam?

Dasselbe oder zumindest Analoges passiert mir doch auch im Geschäftsleben – Transportmittel sind verspätet, IT-Systeme sind unverständlich und Passwörter fehlen, Dinge kosten mehr als geplant, ein Sondereffort wird mir abverlangt, für den sich niemand bedankt und keiner entschuldigt. Im Alltag fällt es mir ehrlich gesagt etwas schwerer, mich mit derselben Zufriedenheit abends auf mein Bett fallen zu lassen, obwohl es eigentlich gerade die richtige Härte für mich hat und obwohl ich eindeutig besser gespiesen habe. Ist das nicht seltsam?

Woher kommt das? - Diese wilde Entschlossenheit, mich zu amüsieren. Dieser fast romantische Blick auf dieses fremde Land, dessen Schönheit ich entdecken will. Diese Haltung von «Ist ja egal, ich habe ja Ferien». Wäre die nicht auch möglich, wenn ich arbeite?

Der Ferienmindset ist diese Geisteshaltung, die mich anleitet, das Gute zu suchen, das Widerwärtige als Abenteuer zu sehen. Das Ferienmindset ist diese Einstellung, die mir hilft, Negatives nicht zu sehr zu gewichten. Ferienmindset ist die innere Entspanntheit, die mich grosszügig macht und über Kleinigkeiten hinwegsehn lässt, selbst wenn ich noch nicht sicher bin, was denn hier die Hauptsache ist – es muss sich erst noch ehrausstellen … und es wird bestimmt etwas Positives sein, etwas anders kommt als Hauptsache gar nicht in Frage!

Vielleicht entsteht das Ferienmindset durch die «Freiwilligkeit». Ich wollte ja dorthin in die Ferien, ich selbst habe die Destination gewählt. Jetzt bin ich selbst gefordert, etwas Gutes daraus zu machen. Im Gegensatz zu meinem Job, den muss ich halt einfach machen, den habe ich ja nicht selbst ausgesucht … oder doch?

Was, wenn ich einfach so tun würde, als würde ich im Grunde nur zum Spass arbeiten? Als wäre ich Millionär und könnte mich jederzeit problemlos feuern lassen. Aber ich hätte eine Wette mit meinem besten Kumpel abgeschlossen, dass ich mich weder so dumm anstelle, dass sie mich rausschmeissen, noch dass auch ich von mir aus kündigen werde. Eine Wette um zwanzig Franken. Die ich keinesfalls verlieren möchte. Als würde ich nur arbeiten, um während der Arbeitszeit ein gutes Leben zu führen.

Ich merke es schon jetzt: Bei dieser Vorstellung kommt bei mir mitten in der Arbeit Ferienstimmung auf.

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