Sonntag, 3. Oktober 2021

Lächeln (angesichts des Scheiterns)

Photo by CHUTTERSNAP on Unsplash

 Wenn etwas schiefläuft, haben wir keinen Grund zum Lächeln. Das zumindest entspricht einer allgemeinen Auffassung oder auch dem Stand der psychologischen Kenntnisse, wie er in Managementkreisen weit verbreitet ist. Nun, die Aussage ist falsch. Komplet falsch. Warum das falsch ist, ist ziemlich anspruchsvoll zu erklären – um nicht zu sagen, fast unmöglich. Aber lassen Sie es mich mal versuchen. Falls es schief geht, können wir ja dann gemeinsam lächeln.

Im unserem berufsbegleitenden Masterprogramm in Digital Business befassen sich alle Studierenden mit menschlichen Tugenden wie Ehrlichkeit, Mut und Durchhaltevermögen und sie lernen zu meditieren.  Unter anderem erhalten sie die Aufgabe, sich während zehn Minuten auf ihren Atem zu konzentrieren. Und selbstverständlich machen sie die Erfahrung, dass sie dabei scheitern: Keine drei Atemzüge, schon denkt man etwas anders. Es geht allen so. Man ist mental irgendwo, nur nicht beim eigenen Atem. Auch wer es sich ganz, ganz fest vornimmt, schafft kaum ein Dutzend Atemzüge. Dabei merkt man: Wer nur schon leicht die Stirne runzelt angesichts es eigenen Scheiterns, erlebt unangenehme zehn Minuten. Und wer sich richtig ärgert, schreckliche. Dazu kommt nun: Die Übung ist danach zwar vorbei, aber es kommt bald die nächste. Die Studierenden müssen solche Übungen eine Woche lang täglich machen. Wer bei jedem Abschweifen die Stirn runzelt, erlebt eine schlimme Woche. Und natürlich vergisst der eine oder die andere, die Aufgaben zu machen. Alle haben schon ein vollgestopftes Leben mit Geschäft, Privatem und Studium. Immer wieder geht auch etwas vergessen, allen Outlook-Termin-Einträgen, Reminder-Apps und Post-It-Stickern zum Trotz. Wer sich ärgert, erlebt eine schlimme Woche. Und nächste Woche kommt die nächste Aufgabe. Wer sich immer noch ärgert, erlebt ein schlimmes Semester. Und ab da ist es nicht mehr weit zur Erkenntnis, wer sich ärgert, erlebt ein schlimmes Leben. Und wird vermutlich auch keine gute Managerin, kein guter Manager.

Zu Semesterbeginn hätten vielleicht einige noch gesagt, dass sie sich ärgern müssen, weil sie sonst keine Energie aufbringen, um etwas zu ändern. Mit der Zeit merken sie, dass ärgern wenig hilft, aber viel schadet. Und dass zu lächeln, jedes Mal wenn man von einer Übung abschweift, eine hilfreiche Sache ist. Dass zu lächeln, jedes Mal, wenn irgendetwas schiefgeht, eine fast notwendige Sache ist. Denn worauf es ganz oft im Leben ankommt, ist darauf nicht aufzugeben. Ohne Lächeln ist das kaum zu schaffen. Wer sich selbst mit einem Stirnrunzeln fragt, was schiefgelaufen ist, findet nicht alle Antworten und findet nicht den Zugang zu allen inneren Ressourcen. Wer andere Leute mit einem Stirnrunzeln fragt, was schiefgelaufen ist, wird nicht alle Antworten bekommen und nicht den Zugang zu allen äußeren Ressourcen finden. Fazit: Wer nicht lächelt angesichts des Scheiterns, kann unmöglich effizient führen.

Unerfahrene meinen, es genüge vollkommen, nach dem Scheiten einen neuen Versuch zu wagen. Das Lächeln sei dabei optional. Technisch gesehen mag das stimmen. Psychologisch gesehen ist es falsch. Wer mit einem Lächeln scheitern kann, die oder den wird es weniger Kraft kosten, es erneut zu versuchen. Wer lächelt, hält länger durch und ist am Ende erfolgreicher. – Für Ehrgeizige ist das der eigentliche Grund, warum sie das Lächeln angesichts des Scheiterns lernen sollten. Für alle anderen: Weil das Leben einfach zu wertvoll ist, um es mit gerunzelter Stirn zu verbringen über Dinge, die wir nicht ändern können, weil sie in der Vergangenheit liegen. Kurz: Wenn Du später darüber lächeln kannst, warum nicht jetzt gleich?

 

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