Etwas zu beabsichtigen scheint zunächst banal: Fast ständig wollen
wir irgendetwas erreichen und weil wir dauernd Dinge tun, verfolgen wir mit
unserem Tun auch meistens eine Absicht. - „Beabsichtigen“ könnte aber eine der
wichtigsten Kompetenzen sein, die wir benötigen, um uns in einer immer
komplexer werdenden Welt zurechtzufinden. Das wird allerdings nur ersichtlich,
wenn wir den Begriff schärfen: Beabsichtigen ist nicht gleich Wollen. Wir wollen
fernsehen oder gut essen, wir wollen Partys feiern, schnelle Autos fahren, wir
wollen einen Adrenalinkick oder anderes.
[Beabsichtigen ist eine zentrale Fertigkeit in einer komplexen Welt.]
Das Wollen bezieht sich also auf
ziemlich Konkretes, eine Absicht hingegen bezieht sich aber etwas, das hinter
den Dingen liegt. Was wir wollen, kann in Erfüllung gehen, und in der Regel
tritt dann an die Stelle des alten Wunsches rasch ein neuer. Was wir hingegen
beabsichtigen, geht nicht rasch in Erfüllung. Es wächst allmählich und dieses
Wachsen tut der Absicht keinen Abbruch, im Gegenteil, es bestärkt sie eher.
Das Wollen scheint auch ziemlich stark sozial bestimmt: Wir wollen, was andere haben, was Mode ist, was im Moment gerade cool wäre. Hingegen beabsichtigen wir etwas, was mit uns selbst zu tun hat, was einen tieferen Sinn ergibt oder was einfach aus uns heraus will. Am Ende des Wollens steht also der nächste Wunsch, am Ende der Absicht hingegen steht ein gestalteter Lebensabschnitt.
Das Wollen scheint auch ziemlich stark sozial bestimmt: Wir wollen, was andere haben, was Mode ist, was im Moment gerade cool wäre. Hingegen beabsichtigen wir etwas, was mit uns selbst zu tun hat, was einen tieferen Sinn ergibt oder was einfach aus uns heraus will. Am Ende des Wollens steht also der nächste Wunsch, am Ende der Absicht hingegen steht ein gestalteter Lebensabschnitt.
In der betriebswirtschaftlichen Strategielehre ist eine der
zentralen Fragen: Wie schaffe ich es, alle Mitarbeitenden auf ein strategisches
Ziel auszurichten? Mitarbeitende haben nämlich die Eigenschaft, sich ihre Ziele
selbst zu suchen und dadurch werden Kräfte verzettelt statt gebündelt. Junge
Betriebswirtschafter wissen, dass sie Ziele „smart“ formulieren sollen: Spezifisch,
messbar, anspruchsvoll, realistisch und terminiert. So, dass man feststellen
kann, ob sie termingerecht erreicht wurden und dass sie motivierend sind
(zumindest für Ehrgeizige). Das Wollen wird somit professionell gepflegt. Das
Beabsichtigen hingegen wird Betriebswirtschaftern nicht beigebracht. Wichtig
wäre es schon, und lernen könnte man es auch, nämlich in dem man dort anfängt,
wo gute Führungsarbeit immer anfängt: Bei sich selbst.
Stellen wir uns vor, dass wir alles, was uns begegnet, blitzschnell in drei Kategorien einteilen: Dinge, die wir mögen und von denen wir folglich
mehr wollen. Dinge die wir nicht mögen und von denen wir nichts oder weniger
wollen. Und dann sind da noch Dinge die wir übersehen, weil wir sie für unwesentlich
halten oder weil sie auf unserer mentalen Landkarte nicht einmal vorkommen. Stellen
wir uns weiter vor, dass dieser Prozess des Einteilens so rasch passiert, dass
wir davon nichts mitbekommen, sondern meinen, die Welt sei so, wie wir sie nach dieser Kategorisierung wahrnehmen. Solange wir so unterwegs sind, sind wir
die Sklaven unserer spontanen Likes und Dislikes. Dieses Sklaventum fühlt sich
nicht schlecht an, aber es führt uns nirgendwo hin. Es fehlt die Orientierung. –
Was wir bräuchten ist eine Position, von der aus wir uns wie von aussen sehen
könnten, ohne von uns selbst getrennt zu sein: Eine liebevolle Perspektive auf
unsere eigene Orientierungslosigkeit. Aus dieser Perspektive würden wir
erkennen, wie sehr uns unser Wollen immer wieder Streiche spielt und uns von
dem, was uns wirklich wichtig ist, auf beinah geniale Weise abhält - und die
Macht des Vorgangs wäre gebrochen. Analoges ist auch in Organisationen möglich:
Fehler genau analysieren ohne zu verurteilen, über kleine Irritationen sprechen
ohne genau zu wissen, ob sie wichtig sind, Neues auszuprobieren, ohne dass sich
einige angegriffen fühlen müssen. Solches kann durch die informelle
Arbeitskultur gefördert oder auch durch formelle Prozesse unterstützt werden.
So könnte auch ein Unternehmen lernen, zu «beabsichtigen».
Ich weiss nicht, wie gut Sie «beabsichtigen» können. Ich weiss
nur, dass unsere Schulsysteme und Managementausbildungen wenig darauf
ausgerichtet sind, diese Fähigkeit zu fördern. Sie dürfte also in vielen
Menschen und Organisationen brachliegen. Ich hoffe, dass dieser Text wenigstens
ein ganz kleiner Schritt in die Richtung ist, das «Beabsichtigen» wieder zu
entdecken und zu pflegen. - Das zumindest habe ich beabsichtigt.