Unter Schulerfolg wird in der Regel das Ausmass verstanden, indem es Jugendlichen gelingt, eine möglichst anspruchsvolle Schule mit möglichst guten Noten abzuschliessen. Das ist interessant, weil in dieser Definition die archaisch-ökonomische Denke „mehr ist besser“ eingewoben ist. Klar wissen Pädagogen und Beraterinnen, dass es um eine Passung geht. Wer sich mit klar unterdurchschnittlicher Intelligenz ins Gymnasium zwängt, wird dort kaum glücklich. Aber Erfolg ist eben, besser zu sein als andere. Jugendliche lernen das rasch.
[Lehrpersonen glückskompetent machen. Das wär's!]
Manche Eltern verstärken diese Haltung, indem sie mehr oder weniger subtil Druck machen auf ihre Kinder oder auf die Lehrpersonen. Andere Eltern versuchen, ihre Kinder zu entlasten, indem sie Schulerfolg als irrelevant oder gar unsympathisch abstempeln, was aber wenig zum Schulerfolg beiträgt.
Das Schulsystem, innerhalb dessen sich der Schulerfolg
abspielt, gehört zweifellos zu den wichtigsten Einrichtungen einer
Gesellschaft. Hier werden junge Menschen geformt, welche später die
erwerbstätige, politisch und sozial aktive Gesellschaft ausmachen. Und hier vertrauen
Eltern ihre Kinder dem an, was die Gesellschaft für sie vorgesehen hat. Vielleicht
wäre es daher besser, Schulerfolg zu definieren als das Ausmass, indem es der
Schule gelingt, junge Menschen auf ein individuell und kollektiv glückliches
Leben vorzubereiten. Die Forschung stellt uns dazu interessante Erkenntnisse
zur Verfügung:
·
Turnunterricht hat positive Wirkungen auf die
Leistungen in Mathematik.
·
Philosophie-Unterricht (guter, natürlich)
vermindert die Wahrscheinlichkeit, dass Jugendliche drogenabhängig werden.
·
Schülerinnen und Schülern das Meditieren
beizubringen und sie bei Fehlverhalten statt zu bestrafen, anzuhalten zu meditieren, führte in einer
Schule, die das ausprobiert hat, zu einem fundamentalen Wandel und zu einem
durchschlagenden Erfolg.
·
Interventionen der Positiven Psychologie, bei
denen die Schülerinnen und Schüler ihre eigenen Charakterstärken besser kennen
lernen und trainieren, Tugenden bei anderen besser zu erkennen, führen zu
verbesserten Schulleistungen. Und zu mehr Lebenszufriedenheit.
Sie mögen fragen: Ist Lebenszufriedenheit oder „Glück“ nicht
Privatsache? - Nun, die meisten Leute
würden ihr Einkommen (spätestens nach dem Steuerabzug) als Privatsache
bezeichnen. Und kaum jemand bezweifelt,
dass die Schule, neben anderen wichtigen Aufgaben, dazu dienen soll, dass man
später im Leben selbiges Einkommen erzielen kann. Natürlich ist Einkommen
privat. Aber wenn es fehlt, ist die gesamte Gesellschaft betroffen. Und mit dem
Glück ist es genauso. Oder, wenn Sie wollen, noch etwas dramatischer. Denn Unglück
ist, vermutlich mehr noch als Armut, ansteckend und geht daher alle an.
Sie mögen fragen: Kann man der Schule das Vermitteln von
Glückskompetenz auch noch aufbürden, nachdem zu Lesen, Schreiben und Rechnen
stets neue Fächer hinzugekommen sind und obendrein „schwierige“ Eltern und
gesellschaftliche Probleme auf der Schule lasten? – Es ist nur in minimalem
Umfang so, dass Glück etwas Zusätzliches wäre. Nach einer Initialzündung kann
„Glück“ eher eine Art des Umgehens miteinander sein, eine pädagogische Orientierungsgrösse.
Eine, die es einfacher macht, mit den täglichen Herausforderungen konstruktiv
umzugehen. «Glück» als zusätzliches Fach hingegen, von dem alle anderen Fächer
unberührt blieben, würde wohl kaum eine bemerkenswerte Wirkung erzielen.
Sie mögen fragen: Kann man Glück denn lernen? – Ja, man
kann. Die wissenschaftlichen Studien, die dies belegen sind breit abgestützt. Zu
einer modernen Definition von Glück gehört, das eigene Potential zu kennen, zu
schätzen und zu nutzen. Kein Wunder, dass entsprechende Massnahmen den
traditionell definierten Schulerfolg fördern. Glück ist wie ein Muskel:
Natürlich haben nicht alle die gleichen genetischen Voraussetzungen, aber seine
Muskeln trainieren kann jeder.
Anfangen könnte man hier: Glück lässt sich kaum wirksam
unterrichten, wenn man die fachlichen Inhalte nicht selbst ausprobiert. Lehrpersonen
glückskompetenter zu machen, ist nicht nur notwendig, es ist vermutlich beinah
hinreichend für unser aller Schulerfolg.
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