Donnerstag, 3. März 2022

Homeoffice

Hat Homeoffice noch Zukunft? Jetzt, wo Pflicht und Empfehlung weggefallen sind? Um die Dynamik zu verstehen, könnte ein Zeitraffer ganz gut sein. Ich versuche mal.

Herbst 2020: Die Pandemie bricht aus, Unternehmen drängen ihre Mitarbeitenden vorschriftgemäss ins Homeoffice. Man hört viele Unzufriedene. Dies, obwohl manche Unternehmen ihren Mitarbeitenden gratis Zweitbildschirme für zuhause schenken.

Frühling 2021: Die Pandemie scheint abzuflachen. Jetzt melden sich die Zufriedenen zu Wort, die aus dem Homeoffice nicht zurück ins Büro wollen. Ohne Pendeln und ohne Ablenkung der KollegInnen arbeitet es sich effizienter als je zuvor. Die Reaktionen der Unternehmen darauf sind widersprüchlich. Einerseits überlegen sich viele Unternehmen, was sie tun können, um ihre Mitarbeitenden wieder in die Büros zu locken. Fruchtkörbe und Gratiskaffe sind noch die harmlosesten Gehversuche. Andererseits studieren viele Unternehmen am puren Gegenteil herum, nämlich, wie sie ihre Leute im Homeoffice halten können. Passende Büroräume sind oft nicht verfügbar oder zu teuer. Daraufhin hört es sich bei den Mitarbeitenden ähnlich widersprüchlich an. Einerseits klagen viele über die Einsamkeit im Homeoffice - oder auch über Einsamkeit im fast leeren Büro - andererseits wollen sie die eingesparte Pendel-Zeit und die praktischen Videokonferenzen nicht missen.

Nun, im Frühling 2022, scheint sich die Geschichte zu wiederholen. Da wäre es doch schön, wenn wir etwas weiter wären. Da wäre es doch schön, nicht nur Listen von Vor- und Nachteilen zu haben, sondern Kriterien. Kriterien, wann sich Homeoffice für Unternehmen lohnt und wann eher nicht. Oder Kriterien, wann sich für einzelne Mitarbeitende der Tag im Büro lohnt und wann zuhause Arbeiten besser ist. Meinungen dazu gibt es viele, aber eine gute Theorie wäre schön. Meine Befürchtung ist, dass wir notgedrungen recht zufällige Entscheide treffen, die wir nachträglich für gut halten müssen, um nicht vor uns selbst als Dummköpfe dazustehen. Wenn wir ehrlich wären, müssten wir zugeben, dass wir keine Ahnung haben. Leider habe ich auch keinen Plan. Aber ich habe eine Idee, wie man einen guten Plan entwickeln könnte. Wir bräuchten, glaube ich, Antworten auf zwei Fragen: Was hast Du im Homeoffice wirklich vermisst? Und: Welches war Dein inspirierendes Erlebnis online?

Was ich vermisse online: Begeisterung, Anstiftung zu frechen Innovationen, Koalitionen schmieden, sich mit einem Blick verstehen, sich für andere einsetzen, Dankbarkeit zeigen für den Sondereinsatz, feiern … und einfach zusammensitzen und ein Bier trinken. - Das alles ist zwar digital irgendwie möglich. Aber es ist nicht so emotionalisierend. Es fühlt sich an wie ein Rockkonzert auf halber Lautstärke. Wie kriegen wir die Emotionen wieder auf volle Power? Wie schaffen wir es, Dinge in Gang zu bringen?  - Um das zu beantworten, könnten inspirierende Online-Erlebnisse hilfreich sein.  Einmal hatte ich online eine echt gute Zeit.

In der Management-Weiterbildung leitete ich eine neue Klasse und sagte folgendes: „Statt zu betrauern, dass wir nicht am gleichen Ort sind, nutzen wir die Tatsache, dass wir alle zuhause sind. Steht auf, geht durch Eure Wohnung und bringt einen Gegenstand mit, der Euch wichtig ist, der mit Euch etwas zu tun hat. Ich gebe dann das Wort reihum, ihr haltet diesen Gegenstand in die Kamera und erklärt ihn uns. In zwei Minuten sind alle wieder hier. Los.“ – Es folgte eine lustige, persönliche und einprägsame Vorstellungsrunde, wie ich es noch nie erlebt hatte. Ich habe Taucherausrüstungen, Sporträder und selbstgepflanzte Tomaten gesehen. Und ja, auch ein paar Katzen. Ich glaube, irgendwie in diese Richtung müsste es gehen, wenn das Homeoffice Teil einer positiven, engagierten Zukunft werden soll.

 

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