Montag, 24. September 2018
Montag, 3. September 2018
Statussymbol
Status bezeichnet die Stellung, die jemand in einer
Gesellschaft innehat. Da diese Stellung nicht direkt sichtbar ist, wird sie mit
Symbolen sichtbar gemacht. Feine Anzüge, klobige Armbanduhren, teure Autos
teilen der Umwelt mit: Hey, ich bin etwas Besseres und ich stehe in der
Hackordnung weit oben! Klar, dass dabei getrickst wird. Man schmückt sich mit
mehr Symbolen als einem eigentlich zustehen.
[Demut zahlt sich betrieblich aus.]
Die Trickserei geht interessanterweise
fast nie in die andere Richtung: Wer sich kleidet und benimmt, wie es sonst nur
Leute aus unteren Klassen tun, muss wohl ein sehr verschrobener Millionär sein
– oder ein investigativer Journalist. Kein Wunder. Studien belegen, dass es
unangenehm ist, am unteren Ende der sozialen Skala zu sein. Man hat dort
nämlich erheblich mehr Stress, was sich medizinisch gut nachweisen lässt. - Wer
mit Symbolen seinen sozialen Status nach aussen zur Schau stellt, darf das
zwar, macht sich damit allerdings nicht unbedingt beliebt. Und das zu Recht. Er
trägt nämlich dazu bei, dass andere neidisch werden und sich gezwungen fühlen,
ebenfalls teure und weitgehend nutzlose Statussymbole anzuschaffen, nur um
nicht ins Hintertreffen zu geraten. Ein Renault zum Beispiel wäre eigentlich
okay, aber nur so lange die Kollegen keine BMWs fahren. Und selbstverständlich
muss man sich selbst noch einreden, dass man als echter Kerl oder dynamische
Frau «Freude am Fahren» empfinde – obwohl die Freude am neuen Auto vorhersehbar
keine drei Monate anhalten wird, während die Leasing-Raten durchaus konstant
hoch bleiben. Statussymbole sind daher wohl Motoren der Wirtschaft, aber gleichzeitig
auch gesellschaftliche Glücksvernichter: Die Freude der wenigen Träger von
Statussymbolen wiegt den Stress und die Leerläufe aller übrigen bei weitem
nicht auf.
Nicht alle Statussymbole sind aber so leicht zu
durchschauen. Manche funktionieren ganz spezifisch in Unternehmen. Zum sozialen
Status als Vorgesetzter gehört zum Beispiel der Informationsvorsprung. Die
klassische Spielart davon geht so: Wichtige Manager nehmen an wichtigen Sitzungen
teil, an denen Wichtiges entschieden wird. Danach teilen sie an weniger
wichtigen Sitzungen weniger wichtigen Managern diese Entscheide mit. Diese
könnten zwar alles in einem Protokoll nachlesen, aber die wichtigen Manager
könnten sich dabei nicht als wichtig inszenieren; etwa, indem sie irrelevante
Details erzählen und so signalisieren, dass sie dabei waren. Daher nimmt man
die Ineffizienz in Kauf.
Nun empfiehlt der berühmte Organisationspsychologe Edgar Schein in seinem neusten Buch Bescheidenheit. Ja, man darf aufhorchen, wenn ein Amerikaner zu Bescheidenheit aufruft. Aber seine Argumente sind gut. Schein meint, dass viele Vorgesetzte nicht erkennen, wie abhängig sie tatsächlich von ihren Mitarbeitenden sind. Er diagnostiziert - zumindest implizit - das Statussymbol des Besserwissens. Viele Fehler liessen sich vermeiden, weil Mitarbeitende sie längst erkannt haben. Aber sie teilen ihr Wissen nicht mit, weil sie die Erfahrung gemacht haben, dass ihre Einschätzung bei Führungskräften nicht willkommen ist, die es als ihr Statussymbol betrachten, Dinge besser zu wissen. Nur wer sich das eigene Unwissen eingesteht, lernt dazu. Nur wer seine Unfähigkeit erkennt, entwickelt sich weiter. Nur wer die Grenzen seiner Macht anerkennt, kann wirksam Einfluss nehmen. Eigentlich logisch. Das müssten längst überall zentrale Management-Grundsätze sein. Aber nach solchen Erkenntnissen zu handeln, ist nicht allzu leicht für ehrgeizige Manager, die heimlich stets den Eindruck haben, nicht ganz zu genügen und eigentlich besser sein zu müssen als sie sind. Da behilft man sich lieber mit ein paar Statussymbolen. Dabei ist das Prinzip im Betrieb noch klarer zu erkennen als in der Gesellschaft: Statussymbole sind betriebliche Effizienzvernichter.
Nun empfiehlt der berühmte Organisationspsychologe Edgar Schein in seinem neusten Buch Bescheidenheit. Ja, man darf aufhorchen, wenn ein Amerikaner zu Bescheidenheit aufruft. Aber seine Argumente sind gut. Schein meint, dass viele Vorgesetzte nicht erkennen, wie abhängig sie tatsächlich von ihren Mitarbeitenden sind. Er diagnostiziert - zumindest implizit - das Statussymbol des Besserwissens. Viele Fehler liessen sich vermeiden, weil Mitarbeitende sie längst erkannt haben. Aber sie teilen ihr Wissen nicht mit, weil sie die Erfahrung gemacht haben, dass ihre Einschätzung bei Führungskräften nicht willkommen ist, die es als ihr Statussymbol betrachten, Dinge besser zu wissen. Nur wer sich das eigene Unwissen eingesteht, lernt dazu. Nur wer seine Unfähigkeit erkennt, entwickelt sich weiter. Nur wer die Grenzen seiner Macht anerkennt, kann wirksam Einfluss nehmen. Eigentlich logisch. Das müssten längst überall zentrale Management-Grundsätze sein. Aber nach solchen Erkenntnissen zu handeln, ist nicht allzu leicht für ehrgeizige Manager, die heimlich stets den Eindruck haben, nicht ganz zu genügen und eigentlich besser sein zu müssen als sie sind. Da behilft man sich lieber mit ein paar Statussymbolen. Dabei ist das Prinzip im Betrieb noch klarer zu erkennen als in der Gesellschaft: Statussymbole sind betriebliche Effizienzvernichter.
Wenn wir zu einer besseren Gesellschaft mit weniger
Statussymbolen heranwachsen wollen, so ist die Unternehmung kein schlechter
Ort, um damit anzufangen. Die Rahmenbedingungen, damit Fairness, Grosszügigkeit
und Demut sich betrieblich auszahlen, waren wohl selten so gut wie
heute.
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