Freitag, 3. November 2023

Was Manager können


Spengler können einen tropfenden Wasserhahn reparieren, Ingenieurinnen können eine Maschine bauen, Lehrpersonen können jungen Menschen etwas beibringen. Aber was können eigentlich Manager? Dafür sorgen, dass Spenglerinnen, Ingenieure oder Lehrerpersonen gut arbeiten? – Da ihnen das Fachwissen fehlt, um die Arbeitsqualität dieser Fachleute wirklich zu beurteilen, wird diese Antwort oft in Zweifel gezogen. Die Frage, was Managerinnen eigentlich können, ist also gar nicht so leicht zu beantworten.

Um sich eine Antwort zurechtzulegen, wäre es mal eine Möglichkeit zu schauen, was ihnen denn in ihrer Ausbildung beigebracht wird: Rechnungswesen, Marketing, Personal, Strategie und dergleichen. Was kann man daraus schliessen? Manager können finanzielle Kennzahle richtig interpretieren, solide Verkaufspläne schmieden, sie können geeignete Personen einstellen und einen brauchbaren Plan aufstellen, wie man mit neuer Konkurrenz umgehen soll.

Eine andere Möglichkeit, eine Antwort zu entwickeln, ist zu schauen, wie in Unternehmen Wertschöpfung entsteht. Wenn nämlich Fachleute das tun, was Fachleute üblicherweise tun und wenn sie zusammenarbeiten, wie man üblicherweise zusammenarbeitet, entstehen zunächst durchaus passable Resultate. Aber es sind Resultate, die jede andere Firma ebenfalls rasch zustande bringt. Damit lässt sich langfristig kaum Gewinn erzielen. Es braucht also etwas, das über das Übliche hinaus geht. Hier ist der Ort, wo Manager und Managerinnen ansetzen. Erstens können sie sich als Geschäftsarchitekten profilieren, indem sie neue und einzigartige Businessmodelle schaffen. Dieser Weg dürfte aber nur für wenigen Firmen wirklich gangbar sein. Zweitens können sie Wege finden, wie sich bestimmte Aufgaben mit weniger Ressourceneinsatz erfüllen lassen. Und drittens können sie sich als diejenigen verstehen, die den anderen Menschen im Unternehmen Strukturen und Raum bieten, damit diese etwas Positives und Neues schaffen können. Strukturen und Raum -klingt ganz einfach. Es ist aber alles andere als banal.

Ziele gemeinsam zu entwickeln ist anstrengender als sie einfach vorzugeben. In gute Mitarbeitende zu vertrauen ist anspruchsvoller als laufend Reports einzufordern und die innovativen Köpfe mit administrativem Kram zu demotivieren. Resultate nach objektiven, ungewohnten und kreativen Kriterien einzuschätzen ist herausfordender als alles nach altbewährten Mustern zu bewerten. Im Misserfolg auch das Engagement der Mitarbeitenden und die Wurzel es künftigen Erfolgs zu sehen, erfordert mehr Phantasie als sich über den Misserfolg zu ärgern. Hilfreiche, kritische Rückmeldungen zu geben, erfordert mehr Fingerspitzengefühl als einfach einen kleineren Bonus auszuzahlen. Unkonventionelles gegen Widerstand zu vertreten braucht mehr Mut als sich im Rahmen des Üblichen zu bewegen.

Genau das ist es aber, was gute Managerinnen und Manager können. Natürlich müssen betriebswirtschaftliche Fachpersonen ihren Job gut ausführen, keine Frage. Und manche müssen einfach dafür sorgen, dass das Tagesgeschäft reibungslos läuft. Aber das ist heute mehr oder weniger Standard. Gutes Management hingegen ist alles andere als Standard. Was Managerinnen und Manager können ist also Gruppen von Menschen befähigen, gemeinsam Ziele zu erreichen, die weit über die üblichen Beiträge der Einzelnen hinausgehen. - Genauer gesagt: ... was sie können sollten.

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