Der Immigrationspreis ist das, was es kostet, aus einem
versagenden, unfairen und korrupten Staat in ein erfolgreiches Land
einzuwandern. Die eigentlichen Reisekosten betragen im Prinzip nur wenige
hundert Franken. Aber man erhält von so einem Staat womöglich keinen Pass und
muss daher anders reisen: illegal, riskant und teuer. Dabei ist der Betrag, den
man für eine illegale Reise einer Schlepperbande bezahlen muss, nur der offensichtliche
Teil des Gesamtpreises. Entscheidend sind die vier Preiszuschläge.
[Nur eine verrückte Idee kann funktionieren.]
Der erste Zuschlag
besteht darin, die Reise unter menschenunwürdigen Bedingungen zu absolvieren,
der zweite besteht im Risiko, während der Reise missbraucht zu werden, der
dritte besteht im Risiko, die Reise gar nicht zu überleben. Und als ob das
nicht schon genug wäre, lauert ein kleiner, aber heimtückischer vierter
Zuschlag: Mit zunehmender Immigration kippt die Stimmung im Zielland und es
steigt das Risiko, dort diskriminiert zu werden - oder Schlimmeres.
Die Situation ist paradox: Eine Willkommenskultur löst das
Problem nicht, weil es weitere Flüchtlinge animiert, ihr Leben für die
Immigration zu riskieren und sich die Stimmung im Zielland dadurch verschlechtert.
Eine Abschreckungspolitik löst das Problem ebenfalls nicht, weil dies zu höheren
Schlepperpreisen und damit zu einer Professionalisierung der Schlepper führt.
Mit Waffengewalt Flüchtlinge an der Einreise zu hindern ist ethisch kaum
vertretbar. - Mich erinnert dies stark an die Drogenproblematik der 80er- und
90er-Jahre: Man konnte nicht tatenlos zusehen wie Drogen viele Menschen und letztlich
die ganze Gesellschaft zerstören, aber die repressive Verbotspolitik funktionierte
auch nicht und die totale Legalisierung war politisch nicht realisierbar - und wäre
vielleicht nicht einmal wünschenswert gewesen. Erst die Überwindung des
Schwarz-Weiss-Denkens führte damals aus der Krise. – Im Falle der
Migrationsproblematik könnte die Kombination aus fünf Ideen könnte das Paradox
auflösen:
·
„Eintritts-Anzahlung“:
Statt eines Schlepperpreises ist ein Immigrations-Anzahlung an das Zielland zu
bezahlen. Diese ist etwa gleich hoch wie ein Schlepperpreis, berechtigt aber zu
einer sicheren Reise und zu einer Einreise mit einem zu schaffenden „Immigranten-Visium“.
·
Immigrations-Steuer.
Personen mit „Immigranten-Visum“ müssen solange „Immigrationssteuern“ bezahlen,
bis sie zusammen mit der „Eintritts-Anzahlung“ einen festgelegten Betrag dem
Staat bezahlt haben. Das Abzahlen dieser Summe innert einer Frist ist eine
notwendige, aber nicht hinreichende Bedingung, um bleiben zu dürfen. Wer
abreisen muss, erhält bereits einbezahlte Beträge zurück.
·
Sprachkompetenz.
Personen mit „Immigranten-Visum“, die nach 12 Monaten keine Landessprache
genügend sprechen, müssen wieder abreisen.
·
„Tieflohn-Erlaubnis“:
Unternehmen ist es erlaubt, Personen mit „Immigranten-Visum“ in den ersten
12 Monaten zu Löhnen unterhalb der Mindestlöhne zu beschäftigen, sofern sie den
Spracherwerb wirksam fördern.
·
„Kontingent
mit nationalen Quoten“: Die Immigranten-Visa sind insgesamt kontingentiert.
Pro Herkunftsland werden Quoten festgelegt. Diese Quoten werden vierteljährlich
angepasst in Abhängigkeit von drei Faktoren: Wie viele Personen dieses Landes
müssen wegen mangelnder Sprachkenntnis ausgeschafft werden? Wie viele
Straftaten werden durch Personen dieses Herkunftslandes verübt? Wie lange
dauert es, bis Menschen dieses Landes die Immigrationssteuer abbezahlt haben?
So profitiert auch die Gesellschaft im Zuwanderungsland. So
wirkt die Wirtschaft als integrierende Kraft. So helfen die bereits Eingewanderten
den Neuankömmlingen, sich im Zielland rasch zu integrieren, statt sich gemeinsam
abzukapseln.
Ist das eine verrückte Idee? Vielleicht schon, aber eines
ist klar: Es kann nur eine Idee funktionieren, die uns heute mindestens so
verrückt erscheint, wie die Idee damals, den Junkies als Belohnung für ihren liederlichen
Ausstieg aus der bürgerlichen Gesellschaft auch noch die Spritzen zu schenken.
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