Dienstag, 9. Oktober 2018

Immigrationspreis


Der Immigrationspreis ist das, was es kostet, aus einem versagenden, unfairen und korrupten Staat in ein erfolgreiches Land einzuwandern. Die eigentlichen Reisekosten betragen im Prinzip nur wenige hundert Franken. Aber man erhält von so einem Staat womöglich keinen Pass und muss daher anders reisen: illegal, riskant und teuer. Dabei ist der Betrag, den man für eine illegale Reise einer Schlepperbande bezahlen muss, nur der offensichtliche Teil des Gesamtpreises. Entscheidend sind die vier Preiszuschläge.

[Nur eine verrückte Idee kann funktionieren.]

Der erste Zuschlag besteht darin, die Reise unter menschenunwürdigen Bedingungen zu absolvieren, der zweite besteht im Risiko, während der Reise missbraucht zu werden, der dritte besteht im Risiko, die Reise gar nicht zu überleben. Und als ob das nicht schon genug wäre, lauert ein kleiner, aber heimtückischer vierter Zuschlag: Mit zunehmender Immigration kippt die Stimmung im Zielland und es steigt das Risiko, dort diskriminiert zu werden - oder Schlimmeres.
Die Situation ist paradox: Eine Willkommenskultur löst das Problem nicht, weil es weitere Flüchtlinge animiert, ihr Leben für die Immigration zu riskieren und sich die Stimmung im Zielland dadurch verschlechtert. Eine Abschreckungspolitik löst das Problem ebenfalls nicht, weil dies zu höheren Schlepperpreisen und damit zu einer Professionalisierung der Schlepper führt. Mit Waffengewalt Flüchtlinge an der Einreise zu hindern ist ethisch kaum vertretbar. - Mich erinnert dies stark an die Drogenproblematik der 80er- und 90er-Jahre: Man konnte nicht tatenlos zusehen wie Drogen viele Menschen und letztlich die ganze Gesellschaft zerstören, aber die repressive Verbotspolitik funktionierte auch nicht und die totale Legalisierung war politisch nicht realisierbar - und wäre vielleicht nicht einmal wünschenswert gewesen. Erst die Überwindung des Schwarz-Weiss-Denkens führte damals aus der Krise. – Im Falle der Migrationsproblematik könnte die Kombination aus fünf Ideen könnte das Paradox auflösen:
·         „Eintritts-Anzahlung“: Statt eines Schlepperpreises ist ein Immigrations-Anzahlung an das Zielland zu bezahlen. Diese ist etwa gleich hoch wie ein Schlepperpreis, berechtigt aber zu einer sicheren Reise und zu einer Einreise mit einem zu schaffenden „Immigranten-Visium“.
·         Immigrations-Steuer. Personen mit „Immigranten-Visum“ müssen solange „Immigrationssteuern“ bezahlen, bis sie zusammen mit der „Eintritts-Anzahlung“ einen festgelegten Betrag dem Staat bezahlt haben. Das Abzahlen dieser Summe innert einer Frist ist eine notwendige, aber nicht hinreichende Bedingung, um bleiben zu dürfen. Wer abreisen muss, erhält bereits einbezahlte Beträge zurück.
·         Sprachkompetenz. Personen mit „Immigranten-Visum“, die nach 12 Monaten keine Landessprache genügend sprechen, müssen wieder abreisen.
·         „Tieflohn-Erlaubnis“: Unternehmen ist es erlaubt, Personen mit „Immigranten-Visum“ in den ersten 12 Monaten zu Löhnen unterhalb der Mindestlöhne zu beschäftigen, sofern sie den Spracherwerb wirksam fördern.
·         „Kontingent mit nationalen Quoten“: Die Immigranten-Visa sind insgesamt kontingentiert. Pro Herkunftsland werden Quoten festgelegt. Diese Quoten werden vierteljährlich angepasst in Abhängigkeit von drei Faktoren: Wie viele Personen dieses Landes müssen wegen mangelnder Sprachkenntnis ausgeschafft werden? Wie viele Straftaten werden durch Personen dieses Herkunftslandes verübt? Wie lange dauert es, bis Menschen dieses Landes die Immigrationssteuer abbezahlt haben?
So profitiert auch die Gesellschaft im Zuwanderungsland. So wirkt die Wirtschaft als integrierende Kraft. So helfen die bereits Eingewanderten den Neuankömmlingen, sich im Zielland rasch zu integrieren, statt sich gemeinsam abzukapseln.
Ist das eine verrückte Idee? Vielleicht schon, aber eines ist klar: Es kann nur eine Idee funktionieren, die uns heute mindestens so verrückt erscheint, wie die Idee damals, den Junkies als Belohnung für ihren liederlichen Ausstieg aus der bürgerlichen Gesellschaft auch noch die Spritzen zu schenken.


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