Montag, 29. Juni 2020

Achtsamkeit für die Praxis

Was ist Achtsamkeit, wie soll man üben und: Warum ist das für Erfolg in der Digitalen Transformation besonders wichtig? - Hier finden Sie eine kurze Einleitung, eine konkrete Übung und einen Veranstaltungshinweis.


https://www.mindfulorganizations.ch/
Mindfulness in Organizations - Tagung in Bern 16.10.2020

Donnerstag, 4. Juni 2020

Flexibilität


Flexibilität bedeutet schlicht Biegsamkeit. Was flexibel ist, ist biegbar ohne zu brechen, formbar ohne zu zerfallen. Das Gegenteil wäre womöglich Sprödheit oder Starrheit. Der Begriff Flexibilität wird im Kontext der Volkswirtschaft oft auf Arbeitsmärkte bezogen. Wenn die Löhne flexibel wären, dann würden bei einer Wirtschaftsflaute alle Arbeitnehmer gleichzeitig ein paar Prozente weniger verdienen.

[Flexibilität wäre wichtig, ist aber nicht einfach.]

Sind sie jedoch starr, werden ein paar Prozent der Arbeitnehmer entlassen und die Übriggebliebenen müssen zum gleichen Lohn die Arbeit der Entlassenen auch noch erledigen. Für die Entlassenen ist das meist dramatisch, aber es ist auch für die anderen ein Problem, denn plötzlich sind sie die Noch-Nicht-Entlassenen: Die blosse Furcht, vielleicht auch entlassen zu werden führt, wie Studien zeigen, zu einem herben Verlust an Lebenszufriedenheit. Das ist selbst dann der Fall, wenn es eine vernünftige Arbeitslosenversicherung gibt. Es geht also nicht nur um Geld. Natürlich hat man sich gefragt, wo die mangelnde Flexibilität am Arbeitsmarkt herkommt. Sie scheint irgendwie in der Natur des Arbeitsmarktes zu liegen. Märkte für Rohöl oder Metallschrauben funktionieren da anders. Aber warum kann man Entlassungen nicht einfach verbieten? - Es ist nicht das Mitleid mit den armen Unternehmern, das hier zögern lässt, sondern die Überlegung, dass Unternehmen kaum einstellen, wen sie später nicht entlassen können. Sie würden sich grossflächig mit temporären Verträgen behelfen, was weder den Arbeitnehmern wirklich hilft, noch erfolgreiche Unternehmen ins eigene Land ziehen würde. Es ist also eine Zwickmühle, aus der man nicht ganz heraus kommen kann, in der es einen geschickten Kompromiss zu finden gilt. Die Schweiz hat sich da bekanntlich recht gut aufgestellt, Kompromisse sind unsere Stärke.
Im Kontext der Managementliteratur wird Flexibilität zwar ebenfalls oft auf das Arbeitsverhältnis bezogen, aber ganz anders verstanden. Es geht dort vor allem um flexible Arbeitszeiten. Der Begriff ist dort allerdings etwas schillernd, weil es zwei sehr verschiedene Arten der Flexibilität gibt, die leider nicht immer auseinander­gehalten werden. Das eine ist die Flexibilität, die sich an den Bedürfnissen des Arbeitgebers orientiert, sprich, an der Auftragslage: Arbeiten auf Abruf, wenn grad viel los ist, und sonst eben nicht. Die andere Flexibilität ist die, die sich an den Bedürfnissen des Arbeitnehmers orientiert: Spätestens 16h42 ist Schluss, damit die Tochter pünktlich um 17h00 vom Kindergarten abgeholt werden kann. Das heisst zwar dann auch flexible Arbeitszeit, aber als Arbeitnehmer ist man da extrem unflexibel.
Was bemerkenswerterweise kaum diskutiert wird, ist jene Form der Flexibilität, welche die Volks- und betriebswirtschaftliche Sicht verbindet. Es werden nämlich unter der Hand Beispiele von einzelnen innovativen Unternehmen herumgeboten, bei denen die Löhne in einer Krise linear um 10% gesenkt worden sind. Oder ein Fall, wo die Geschäftsleitung zwar den Mitarbeitenden ankündigte, in sechs Monaten würde allen der Lohn linear gekürzt, wenn die Auftragslage so schlecht bleibt, aber dann per sofort mit gutem Beispiel voran ging und sich selbst den Lohn um 20% kürzte. Das wäre doch ein Hingucker! Da wird es auf einmal glaubwürdig, wenn das Management behauptet, die Mitarbeiter seien ihr wichtigstes Kapital. Und gegen die Arbeitslosigkeit ist damit auch vorgesorgt. – Ja, ist das denn möglich? Können das andere Manager nachmachen? Gibt es da nicht juristische Scherereien ohne Ende? – Solche Sorgen sind berechtigt, aber vielleicht sind die Ursachen dafür hausgemacht. Ich vermute, es ist so: Man unterschätzt ganz gewaltig den Gemeinsinn, den Menschen an den Tag legen können, wenn es Hoffnung gibt und wenn man sie anständig und aufrichtig behandelt - und zwar in der Volkswirtschaftslehre wie in der Managementlehre. Die Coronakrise hat an vielen Orten gezeigt, wie Menschen in Krisenzeiten zusammenstehen und sich gegenseitig unterstützen. Auch Forschungen bestätigen das – nur sind sie leider weitgehend unbekannt. Es ist höchste Zeit, dass wir uns darauf besinnen, jetzt, wo sich die nächste Krise am Arbeitsmarkt ankündigt. Dazu bräuchte es aber wohl etwas geistige Flexibilität.


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Tagung zu Achtsamkeit in Organisationen am 16. Oktober in Bern.


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