Samstag, 15. April 2023

Müdigkeit


Was Müdigkeit ist, muss niemandem erklärt werden. Diesen Zustand der Energielosigkeit, wenn sich der Körper schwerer anfühlt als sonst, wo man sich zu nichts aufraffen kann, kennen alle. Und wir alle haben die Erfahrung gemacht, dass die Müdigkeit nicht ewig dauert, sie geht vorbei. Ausruhen hilft, oder einfach Schlaf.

Allerding sind wir eine Gesellschaft, die – wollen wir den Fachpersonen glauben – zu wenig schläft. Wir sind einfach zu geschäftig. Jedes Jahr muss in einen Arbeitstag noch ein bisschen mehr reingepackt werden. Und in der Freizeit muss man mit Kollege Biken gehen, auf einen tollen Berg joggen oder schon wieder die nächsten Ferien organisieren. Und sich danach natürlich noch die Lieblingsserie auf Netflix anschauen. Und vorher auf Insta oder Facebook nachschauen, wie viele Likes man bekommen hat für den letzten Post. Damit wir das alles durchhalten, ist Aufputschmittel in jedem Büro und in jedem Haushalt innert Sekunden griffbereit - in Form von Kaffee. Und wenn man dann nicht schlafen kann, sollte man sich nicht wundern, sondern einfach Schlaftabletten einwerfen. Aufgeputscht sein ist der Lifestyle, Schlafprobleme sind der Kollateralschaden. Dieser kann dann in Schlaflabors aufwändig analysiert, haarklein erforscht und mühsam therapiert werden.

Dabei ist die Sache nicht wirklich kompliziert. Wenn ich nach einem anstrengenden Arbeitstag müde bin, dann schaue ich häufiger auf mein Smartphone. Häufiger und vor allem länger. Wenn ich müde bin, merke ich weniger genau, ab wann ich mit dem Medienkonsum aufhören sollte. «Doomscrolling» ist dazu der Fachausdruck. In der Folge gehe ich zu spät ins Bett und bin am anderen Morgen müde. Ein einfacher Teufelskreis.

Man möchte denken, dass ich am folgenden Abend besonders müde bin und früher ins Bett ginge. Oft ist es aber genau nicht so. Oft bin ich nur noch etwas anfälliger auf die Gesellschaftsdroge «Unterhaltung». -Unterhaltung! Wenn ich das Wort nur schon höre. Als ob man mich unterhalten müsste. Als ob ich mich nicht allein beschäftigen könnte, mit einem Buch oder einer Gitarre, mit einem Spaziergang in der Natur - oder mit Familie und Freunden. Als ob ich mich ohne Medien langweilen würde. Das würde nicht passieren, im Gegenteil. - Das heisst, im ersten Moment vielleicht schon. Aber dann ginge ich eben schlafen und wäre am nächsten Morgen ausgeruht und voller Tatendrang. Und würde mich selbst gut unterhalten.

Hm. Ist das wirklich so? Oder ist es nicht viel eher so, dass ich diesen kurzen Moment der Langeweile, diesen kurzen Moment, wo ich meine Müdigkeit wirklich spüre, dass ich den nicht erleben will? Selbst dann nicht, wenn das der Schlüssel dazu wäre zu bemerken, wie es mir wirklich geht und was mir eigentlich guttun würde? Lieber lasse ich mich doch noch ein, zwei Stunden lang lauwarm unterhalten, um mich dann unausgeschlafen durch den nächsten Tag zu schleppen, an dessen Ende ich zu müde sein werde, um auf ungesunden Medienkonsum zu verzichten. – Nun, wenn das so ist: Gute Nacht!

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