Mittwoch, 1. Juni 2016

Grundeinkommen



Das bedingungslose Grundeinkommen: Keiner will es wirklich, aber wir sollen wenigstens darüber diskutieren. Also gut, spielen wir Debatte.
Pro: In Zukunft werden wir alle arbeitslos, die Arbeit wird von Robotern erledigt, da wäre eine Absicherung nicht schlecht.  Contra: Seit der industriellen Revolution wird dieses Argument immer wieder vorgebracht, ist aber nie wahr geworden, weil Menschen kreative Wesen sind, die ihre Freizeit auch ökonomisch nutzen. Zudem wären Griechenland und Spanien dringender am Zug als die Schweiz. - Spielstand: 0:1.

[Debattieren macht Spass, aber ...]

Pro: Es wäre doch wünschenswert, wenn Menschen nicht mehr sinnlose Arbeit verrichten müssten. Studien zeigen, dass sinnvolle Arbeit wesentlich zum Wohlbefinden beitragen. Contra: Stimmt, aber was Studien ebenfalls zeigen ist, dass Menschen generell sehr schlecht damit klarkommen, wenn sie nichts zu tun haben. Überhaupt beschäftigt zu sein, trägt wesentlich zum Wohlbefinden bei. Wenn man nicht mehr arbeiten muss, besteht die Gefahr, dass man es nicht mehr tut, obwohl man sich dabei besser fühlen würde. Menschen können da erstaunlich inkonsequent sein. – Spielstand, sagen wir mal: 1:2.
Pro: Die ganze Administration mit allen Sozialbeiträgen könnten wir uns sparen und das Geld zur Finanzierung verwenden. Contra: Die Steuerrechnung, die auf einen Bierdeckel passt, finden auch alle sympathisch, da so schön simpel, aber es will sie trotzdem keiner, weil unser Gerechtigkeitsgefühl verletzt wird. Kaum zu glauben, dass das hier anders sein soll. Der Schwerbehinderte braucht sicher mehr Unterstützung vom Staat als jemand, der einfach keine Lust hat zu arbeiten. Und das muss leider administriert werden, damit es fair zu und her geht. - Spielstand: 1:3.
Pro: Was ich einräume ist, dass wir nicht genau wissen, was passieren würde, wenn wir das bedingungslose Grundeinkommen einführen würden. Contra: Das erstaunt mich, gibt es doch das bedingungslose Grundeinkommen in der Schweiz bereits seit 1948 für alle. Für alle über 65. Die Initianten möchten der Schweiz den totalen Pensionierungsschock verpassen. Pro:  So kann man es auch sehen, pensioniert zu werden ist aber erstmal einfach eine Umstellung und nur für Wenige wirklich ein Schock. Am härtesten trifft es Männer mit guter Bildung – und die dürften ja nach der Einführung des Grundeinkommens  freiwillig weiterarbeiten. Contra: Das würden sie höchstwahrscheinlich auch tun, aber dann bringt die ganze Sache ja nichts. Pro: Vielleicht nichts für gut gebildete Männer, aber für die anderen schon. - Spielstand, naja, sagen wir: 2:3.
Contra: Wenn ich an Jugendliche denke, die keinen Bock auf Schule haben, zuhause den Eltern auf die Nerven gehen und mit 18 zwei-fünf ohne den Finger zu krümmen auf dem Konto haben … kaum erwachsen und schon pensioniert… ich weiss nicht ob das die richtigen Anreize für eine gute Bildung setzt. Pro: Man wird sich dann später bilden und kann sich Zeit nehmen, das Richtige zu wählen. Die Jungen sind heute unter einem enormen Druck. Contra: Ja eben, sie können wählen. Das sollen sie auch. Ich glaube, es ist besser eine „falsche“ Ausbildung zu machen als gar keine. Sie können heute einen MBA-Abschluss machen, wenn Sie früher mal eine Försterlehre gemacht haben. Aber ohne irgendeine Lehre geht es nicht. So gesehen gibt es keine falsche Ausbildung. Pro: Sie unterschätzen die positive Kraft, die jedem Menschen innewohnt. Sie würden aufblühen, wenn man sie lassen würde. Contra: Aber man lässt sie ja, jeden halt nach seinen Möglichkeiten. Sie unterschätzen die Trägheit der Menschen, wenn sie nichts müssen! - Spielstand… hm… vielleicht … was würden Sie sagen?
Mein Fazit: Debattieren macht Spass, aber Schiedsrichter sein ist doof. Ich werde ab heute nur noch Texte schreiben, bei denen ich nicht auch noch Schiedsrichter spielen muss. Zum Glück kann ich mir das leisten.

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