Das bedingungslose Grundeinkommen: Keiner will es wirklich,
aber wir sollen wenigstens darüber diskutieren. Also gut, spielen wir Debatte.
Pro: In Zukunft werden wir alle arbeitslos, die Arbeit wird
von Robotern erledigt, da wäre eine Absicherung nicht schlecht. Contra: Seit der industriellen Revolution wird dieses Argument
immer wieder vorgebracht, ist aber nie wahr geworden, weil Menschen kreative
Wesen sind, die ihre Freizeit auch ökonomisch nutzen. Zudem wären Griechenland
und Spanien dringender am Zug als die Schweiz. - Spielstand: 0:1.
[Debattieren macht Spass, aber ...]
Pro: Es wäre doch wünschenswert, wenn Menschen nicht mehr
sinnlose Arbeit verrichten müssten. Studien zeigen, dass sinnvolle Arbeit
wesentlich zum Wohlbefinden beitragen. Contra: Stimmt, aber was Studien
ebenfalls zeigen ist, dass Menschen generell sehr schlecht damit klarkommen,
wenn sie nichts zu tun haben. Überhaupt beschäftigt zu sein, trägt wesentlich
zum Wohlbefinden bei. Wenn man nicht mehr arbeiten muss, besteht die Gefahr,
dass man es nicht mehr tut, obwohl man sich dabei besser fühlen würde. Menschen
können da erstaunlich inkonsequent sein. – Spielstand, sagen wir mal: 1:2.
Pro: Die ganze Administration mit allen Sozialbeiträgen
könnten wir uns sparen und das Geld zur Finanzierung verwenden. Contra: Die
Steuerrechnung, die auf einen Bierdeckel passt, finden auch alle sympathisch, da
so schön simpel, aber es will sie trotzdem keiner, weil unser
Gerechtigkeitsgefühl verletzt wird. Kaum zu glauben, dass das hier anders sein
soll. Der Schwerbehinderte braucht sicher mehr Unterstützung vom Staat als
jemand, der einfach keine Lust hat zu arbeiten. Und das muss leider
administriert werden, damit es fair zu und her geht. - Spielstand: 1:3.
Pro: Was ich einräume ist, dass wir nicht genau wissen, was
passieren würde, wenn wir das bedingungslose Grundeinkommen einführen würden.
Contra: Das erstaunt mich, gibt es doch das bedingungslose Grundeinkommen in
der Schweiz bereits seit 1948 für alle. Für alle über 65. Die Initianten
möchten der Schweiz den totalen Pensionierungsschock verpassen. Pro: So kann man es auch sehen, pensioniert zu
werden ist aber erstmal einfach eine Umstellung und nur für Wenige wirklich ein
Schock. Am härtesten trifft es Männer mit guter Bildung – und die dürften ja
nach der Einführung des Grundeinkommens
freiwillig weiterarbeiten. Contra: Das würden sie höchstwahrscheinlich
auch tun, aber dann bringt die ganze Sache ja nichts. Pro: Vielleicht nichts
für gut gebildete Männer, aber für die anderen schon. - Spielstand, naja, sagen
wir: 2:3.
Contra: Wenn ich an Jugendliche denke, die keinen Bock auf
Schule haben, zuhause den Eltern auf die Nerven gehen und mit 18 zwei-fünf ohne
den Finger zu krümmen auf dem Konto haben … kaum erwachsen und schon pensioniert…
ich weiss nicht ob das die richtigen Anreize für eine gute Bildung setzt. Pro:
Man wird sich dann später bilden und kann sich Zeit nehmen, das Richtige zu wählen.
Die Jungen sind heute unter einem enormen Druck. Contra: Ja eben, sie können
wählen. Das sollen sie auch. Ich glaube, es ist besser eine „falsche“
Ausbildung zu machen als gar keine. Sie können heute einen MBA-Abschluss
machen, wenn Sie früher mal eine Försterlehre gemacht haben. Aber ohne
irgendeine Lehre geht es nicht. So gesehen gibt es keine falsche Ausbildung. Pro:
Sie unterschätzen die positive Kraft, die jedem Menschen innewohnt. Sie würden
aufblühen, wenn man sie lassen würde. Contra: Aber man lässt sie ja, jeden halt
nach seinen Möglichkeiten. Sie unterschätzen die Trägheit der Menschen, wenn
sie nichts müssen! - Spielstand… hm… vielleicht … was würden Sie sagen?
Mein Fazit: Debattieren macht Spass, aber Schiedsrichter sein
ist doof. Ich werde ab heute nur noch Texte schreiben, bei denen ich nicht auch noch
Schiedsrichter spielen muss. Zum Glück kann ich mir das leisten.
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